32 – Nach dem aber kommt die Wahrheit

32 – Nach dem aber kommt die Wahrheit

Zitat:
„Zuerst ignorieren sie Dich, dann lachen sie über Dich. Dann bekämpfen sie Dich. Und dann gewinnst Du!“ -Mahatma Ghand

Literaturtipp: John P. Kotter – Leading Change

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19 – Grundsätze des kreativen Denkens – Teil 1

19 – Grundsätze des kreativen Denkens – Teil 1

Grundsätze des kreativen Denkens

Wie Sie das volle Ideenpotenzial Ihres Teams ausschöpfen

Inspiriert hat mich zu dieser Folge, die eine längere Sequenz ergeben soll über kreative Methoden und Kreativität im Team, ein Innovations-Workshop, den ich vor ein paar Tagen halten durfte. Da ging es um die Zukunft eines etablierten Produkts. Den Auftrag hatte mir der Geschäftsführer formuliert mit den Worten:
„Ich möchte den Dampfer gern in viele Schnellboote verwandeln“.
Natürlich ginge es auch um die Wirtschaftlichkeit des Produktes, was er deutlich erhöhen wollte, weil er sehr viel Potenzial sah und er wollte gern neuen Schwung im Geschäft.
Der Workshop hat viel Spaß gemacht, ist sehr gut angelaufen, er war auf 2 Tage angesetzt und der erste Tag ist, sagen wir mal so, planmäßig verlaufen.
Wir haben einen kreativen Prozess zu Grunde gelegt, dieser war anlegt an Design-Thinking und die Gruppe ist gut eingestiegen, hat gut zusammengearbeitet und im Laufe des Tages sowie zum Schluss viele Ideen entwickelt. Diese sollten am Folgetag weiterentwickelt und aufgegriffen werden.

Am Morgen des zweiten Tages habe ich turnusgemäß gefragt, was vom Vortag noch offen ist, was wir berücksichtigen sollten und ob wir weitermachen könnten. Da bekam ich als Feedback, dass man bei den Diskussionen am Vortag, beim Abendessen und danach, festgestellt habe, dass das Thema eigentlich ein bisschen anders gelagert ist und die Folge waren kontroverse und unproduktive Diskussionen, weil man schon merkte man war nicht auf dem richtigen Pfad. Soweit war die Diskussion gut, allerdings was dann passierte, mündete in die Verletzung der Grundsätze des kreativen Denkens, das hat mich inspiriert in dieser Folge und auch in der nächsten darauf einzugehen. Die Folge dieser Verletzung war, dass wir fast eine Stunde Zeit verloren haben, zudem hat sich in dieser Stunde eine immer schlechter werdende Arbeitsatmosphäre gebildet und aus wirtschaftlicher Sicht konnten wir keine Fortschritte und kein greifbares Ergebnis erzielen, außer der Erkenntnis, die schon am Anfang der Diskussion da war, dass wir eigentlich andere Probleme haben.

Welche Grundsätze sind das gewesen, die dort missachtet worden sind ?

Der erste Grundsatz Nutzerorientierte Denkweise

Nutzerorientiertes Denken ist wichtig, wenn Probleme betrachtet oder mögliche Lösungen diskutiert werden. Wir können dann erleben, eigene Emotionalität, die entweder in großer Skepsis abzulesen ist, Skepsis aus eigenen Erfahrungen, wenn wir merken, dass ist etwas relevantes, dass hat uns selbst schon behindert und Probleme gemacht oder auch, dass muss nicht zwingend eine negative Emotionalität sein, es kann auch eine positive sein, auch die kann nutzerzentriertes, nutzerorientiertes Denken behindern, wenn wir in eine Euphorie kommen. Da gibt es auch den Grundsatz, dass man sich nicht in seine eigene Idee, den eigenen Grundsatz verlieben soll, denn dann bin ich selbst als kreative Kraft, die eine Lösung für jemand anderen schaffen soll, nicht mehr auf dem Pfad, dass ich eigentlich dem anderen helfen will, sondern ich mach dann mein „eigenes“ Ding.
Dies kann aus der Motivationssicht eine große Triebfeder sein, aber es gibt den Grundsatz:
„Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“

Was hat meine Gruppe gemacht?
Sie haben nicht mehr den Kunden und dessen Aussagen analysiert, sondern in der Diskussion und genau da lag das eigentliche Problem, immer mehr die eigenen persönlichen Standpunkte, Erfahrungen und Perspektiven eingebracht und da drohten wir von dem Pfad abzukommen, eine für den Kunden wertvolle Lösung ins Auge zu fassen.

Was kann man dann tun ?
Mein Tipp ist dieser Standpunkt, diese Perspektive, die da kommt anzunehmen, die kann durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Zudem sollten man erkennen, dass es eine von vielen Möglichkeiten ist und weitere Hypothesen, aus der Perspektive des Kunden, in Betracht ziehen. Dadurch entsteht eine Vielfalt und ein viel besserer Überblick einer meist doch sehr komplexen Lage, die uns dahin bringt, dass wir eine Lösung suchen müssen.

Der zweite Grundsatz: Auf Ideen anderer bauen

Beim Sammeln von Ideen in Teams ist es besonders kraftvoll, wenn die Ideen der anderen gehört und für die Bildung neuer Assoziationen benutzt werden. Das hat zwei Aspekte zum einen, wenn wir auf Diskussionsbeiträge von anderen eingehen, darauf aufbauen oder darauf Bezug nehmen, dann ist das ein sehr starker Aspekt, der eine starke Wirkung von Wertschätzung hat.
Wertschätzung entsteht dadurch, dass wir andere Beiträge annehmen und weiterverarbeiten, oft ist die daraus entstehende Anerkennung viel stärker, als wenn wir ein gut gemeintes Lob aussprechen.
Ich möchte damit nicht sagen, dass wir kein Lob brauchen, nur sollten wir immer öfter daran denken, dass auch verstanden werden darf, woher ein Lob kommt und manchmal geht es gar nicht so sehr darum, die Einzelleistung zu loben, sondern schlicht und einfach zu zeigen:
„Ich bin bereit für eine Zusammenarbeit“
Dies verstärkt eine positive und konstruktive Zusammenarbeit im Team. Ein kleiner Hinweis dazu noch in diesem Zusammenhang, ist ein ganz giftiges Wort, nämlich „aber“. Getreu der Regel, nach dem „aber“ folgt meistens die Wahrheit. Das konnte ich in meiner Gruppe beobachten, kaum das einer einen Standpunkt, eine Idee, einen Beitrag äußerte, fand sich jemand der das konterkariert hat, es ganz anders wusste und seine Worte mit dem giftigen Wörtchen „aber“ eingeleitet hat. Natürlich, nicht ohne vorher zu bestätigen und damit kommt die aberwitzige Kombination „ja aber“ heraus und die ist sehr, sehr giftig in ihrer Wirkung. Das „aber“ rauslassen. Dies hilft bei einer besseren Zusammenarbeit und zu verstehen, dass wirklich eine gegenseitige Anerkennung, eine Bezugnahme und damit eine viel bessere Arbeitsatmosphäre geschaffen wird bzw. entstehen kann.

Der andere Aspekt auf Ideen anderer zu bauen ist Kreativität im Kern, denn das zu verfolgen, die Ideen anderer aufzugreifen und damit weiterzumachen, das ist ein Booster. Die Ideen der anderen, die wir nicht auch haben würden, die führen uns nämlich zu neuen Wegen, die wir allein nicht so ohne weiteres finden würden. Das ist eine Form von Synergie, die dabei entsteht.
Getreu dem Motto: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.
Genau dabei entstehen besonders wertvolle und kraftvolle Ideen. Bauen wir also auf die Ideen anderer in kreativen Phasen.

Soviel wir in unterschiedliche Richtungen denken wollen;

Der dritte Grundsatz: Bleiben Sie beim Thema

In kreativen Phasen ist offenes Denken natürlich erwünscht, dass kann allerdings schnell zu Diskussionen führen.
Kreative Lösungen sollten, wenn wir sie im Team, im Unternehmen haben wollen, jedoch helfen ein Problem zu beseitigen oder einen Nutzen stiften, der dem Unternehmen, seine Wirtschaftlichkeit wichtig sein kann oder einen Mehrwert liefert.
Deshalb sollte keine kreative Übung ohne eine gute Vorbereitung gemacht werden und diese gute Vorbereitung besteht darin, eine klare Definition, wofür diese Lösung gut sein soll, wozu sie dienen soll, welches Problem sie lösen soll, vorher gemacht zu haben.
Ich habe in unzähligen Kreativitätsseminaren erlebt, dass Gruppen versucht haben, eine Kreativitätstechnik kennenzulernen, sowie anzuwenden und daran gescheitert sind. Nicht, dass sie die Übung nicht verstanden hätten oder eine ungeeignete Technik angewendet hätten, sondern es war nicht klar welches Problem gelöst werden sollte. Man hat dann zwar eine Vielzahl von Ideen, allerdings ist keine davon dazu geeignet, wenn wir später einmal in die Bewertung gehen wollen, einen Beitrag zur Lösung zu liefern. Als Unternehmen ist das selbstverständlich, dass wir Wirtschaftlichkeit im Blick behalten, es wäre also schade um diese Zeit.
An diejenigen die jetzt sagen: „Ja, aber Kreativität sollte möglichst frei sein“, der Kreativitätsbegriff, über den wir sprechen im Zusammenhang mit Unternehmen, ist nicht ganz so frei wie ein künstlerischer und naiver betrachteter Kreativitätsbegriff. Es geht hier nicht in erster Linie darum erstmal originell um der Originalität Willen zu sein. Sondern, tatsächlich Fortschritte, Entwicklungen und Problemlösungen zu erreichen.

Was hat meine Gruppe gemacht?
Sie ist immer wieder in die eigene, persönliche Erfahrung abgedriftet und das waren oftmals Aspekte, die vielleicht da angefangen haben, wo die ursprüngliche Problemlösung mal formuliert worden ist, die dann aber sehr in die persönliche Situation und Perspektive ging. Damit waren wir nicht mehr bei dem gemeinsamen Thema. Die Folge war, es gab natürlich keinen Konsens und keine Kundenreferenz, die sich an dieser Stelle hätte verargumentieren lassen. Die Teilnehmer kamen nicht auf einen gemeinsamen „grünen Zweig“, weil sie zum Teil auch nicht beim Thema geblieben sind.

Grundsatz Nummer vier: Kritik zurückstellen

Ideen sind wie ganz kleine Setzlinge, sie können nur wachsen, wenn sie in der frühe Wachstumsphase geschützt werden.
So wie wir junge Pflanzen davor schützen müssen, dass nicht auf denen herumgetrampelt wird oder das sie durch Überdüngung möglicherweise überfordert werden oder allein stehen und daher zu schwach sind, sich somit auch nicht wehren können.
Wir brauchen eine große Zahl solcher Setzlinge um die stärksten herauszufinden, damit wirklich etwas rauskommt. Dazu ist es notwendig Kritik zurückzustellen. Ich werde natürlich oft gefragt, wie man damit umgeht, wenn eine Idee sehr abwegig ist und ob man diese dann doch zulassen muss?!
Gute Assoziationen lassen sich auch aus unsinnigen Ideen entwickeln. Wenn diese dann nicht zugelassen werden, dann kommen auch die guten Assoziationen und die darauf aufbauenden Ideen nicht zum Vorschein.

Deshalb gibt es eine Regel, die ich gern in meinen Seminaren als „Grundgesetz des kreativen Denkens“ vorstelle.
„Trenne strikt die Ideation von der Evaluation. Solang wir Ideen sammeln wird nicht kritisiert, wird nicht bewertet.“
Kritik wohlbemerkt in beide Richtungen, es geht nicht nur darum negative Kritik zu äußern, sondern auch, es kommt eine Idee hervor, dass ich so in Euphorie bin und diese so hype, dass die Kreativität der Gruppe gestoppt wird. Daher möchte ich es nochmal hervorheben, das Grundgesetz der Kreativität: „Trenne die Ideation von der Evaluation.“
Meine Gruppe hatte dies ganz sträflich verletzt, es wurde hingegangen, sobald eine aufkommende Idee kam und hat diese niedergekämpft. Auch hier haben wir wieder die Wirkungen auf zwei Ebenen, dass eine ist, kann sich jeden von uns locker vorstellen, wenn wir an einer Diskussion teilnehmen, eine Idee äußere, es vielleicht sogar mehrere Ideen aus verschiedenen Richtungen gibt, aber alle sofort bekämpft werden und man mit Gegenargumenten belohnt wird. Dann wird man auch nicht bereit sein weiter an der Diskussion teilzunehmen, wenn wir es doch sind, wird sich vielleicht eine aggressive Stimmung breit machen. In meiner Gruppe war dies an der Lautstärke abzulesen. Das Andere ist, dass wir kein Ergebnis erzielt haben, die Produktivität wird gestört, da keine Idee mehr unwidersprochen im Raum blieb. Damit wird auch nicht dokumentiert.
Mein Tipp an dieser Stelle, damit wir vielleicht sogar diszipliniert werden, setzen Sie ein Zeitlimit, was deutlich in den Fokus rückt. Man hat nur ein paar Minuten, wie man das auch beim Brainstorming machen sollte und die sind nur dazu da, Ideen zu äußern und aufzuschreiben. Das fokussiert auf die Produktion von Ideen und mehr ist, im Sinne von kreativer Zeit, oft auch nicht so hilfreich, wie wir uns das vielleicht denken.

Grundsatz Nummer fünf; Diskussionskultur: Nur einer spricht

Gerade in gut laufenden, produktiven und kreativen Phasen, schlagen die Emotionen auch mal hohe Wellen. Wichtig ist in einer solchen Phase, dass wir trotzdem zu hören, um auf die Ideen anderer aufzubauen, aber auch aus produktiven Überlegungen, wenn alle durcheinanderreden, werden nicht alle Ideen gehört. Das heißt es besteht die Möglichkeit, dass wertvolle Ideen verloren gehen.
Deshalb ist es ganz wichtig in kreativen Phasen eine Diskussionskultur zu bewahren, die sicher stellt, dass alle Ideen gehört werden, dass funktioniert am besten, wenn einer spricht.
Aus der Teamdynamik möchte ich auf einen weiteren Punkt hinweisen, um auf einen ausgewogenen Redeanteil zu kommen, sollten diejenigen im Zaum gehalten werden, die sich eher mal nach vorne drängen. Es sollten alle in einer Gruppe einen Beitrag leisten können, selbst wenn es Kreative und weniger Kreative gibt, dann sollte man auch die nicht aktiven ab und an mit ranholen, fragen und sicherstellen, dass nicht das passiert was in meiner Gruppe zu beobachten war. Wir hatten viele Alpha Männchen und Alpha Weiblichen vielleicht kennen Sie deren Diskussionsverhalten, vielleicht erwischen Sie sich auch ab und an mal selbst dabei, dass dieser Personenkreis sehr laut ist und sich in den Vordergrund drängelt sodass sich eine eigentlich große Gruppe, in meinem Fall mit elf Teilnehmern, gar nicht vollständig diskutiert, sondern nur drei, vier oder maximal fünf Personen. Das heißt über die Hälfte der Gruppe nimmt an der Diskussion gar nicht erst teil und das heißt auch, dass diese „ausgeschlossenen“ Personen das Gefühl entwickeln nicht gehört zu werden.
Eine ganz ungute Dynamik, die da entstand.

Wer gern erfahren möchte, wie die Geschichte mit meiner Gruppe zu Ende gegangen ist und wer an weiteren Prinzipien kreativen Denkens interessiert ist, den möchte ich gern einladen auch den zweiten Teil zu diesem Thema sich anzuhören in der nächsten Podcastfolge.
Wenn Ihnen mein Podcast gefällt und Sie diesen gern regelmäßig hören möchten, dann laden Sie die Podcast-App Ihres Vertrauens auf Ihre Handy und abonnieren Sie meinen Podcast um keine Folge zu verpassen.

Zum Schluss noch das inspirierende Zitat:
„Alle haben gesagt es geht nicht und dann kam einer der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.“ – Quelle unbekannt

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